Es ist verrückt, weiterhin Dinge zu tun,

die du nicht magst, und damit immer weiterzumachen

(und das Leben zu nennen) und deinen Kindern beizubringen,

es genauso zu machen!

Alan Watts

 

Der Pakt mit dem Teufel

 

Nehmen wir einfach einmal an, der Teufel stünde morgen vor deiner Tür und böte dir einen Deal an: Du musst nie wieder arbeiten. Und du hast jeden Monat pünktlich zum 16. Genau 10.000 Euro auf dem Konto. Im Gegenzug dauern deine Tage nur noch 16 Stunden. Acht Stunden zum Schlafen. Acht Stunden Freizeit. Die acht Stunden Arbeit fehlen – du musst sie nicht mit Arbeit füllen – und du wirst trotzdem dafür bezahlt.

 

Nadel und Füllfederhalter liegen bereit. Würdest du unterschreiben?

Wenn ja, läuft etwas falsch. Und mein Gefühl sagt mir: Die meisten Menschen würden es tun.

Du natürlich nicht…sonst wärst du nicht hier ;-).

 

Arbeit, Spiel und Moll-Akkorde

 

Katharina war eine begnadete Cellistin, die gut gebucht war und in großen Häusern spielte. Was sie mit dem Bogen über ihr Cello strich, saß, jede Nuance eines Klangs war fein säuberlich herausgearbeitet. Als sie einmal daraufhin angesprochen wurde, ob die ihren Job liebe, sagte sie: »Nein, ich tue es, weil ich es gut kann.« Es stellte sich heraus, dass sie die Konzerte, die sie gab, eher hinter sich brachte, statt sie zu genießen. Sie war gut in dem, was sie tat, aber sie liebte es nicht! Ist sie in ihrem Element? Nein.

 

Genauso wie Tom: Tom ist ein großartiger Pokerspieler. Er ist verdammt gut darin und verdient damit auch richtig Geld, der einzige Haken: Er hat nicht wirklich Spaß dabei. Ist er in seinem Element? Nein.

 

Es reicht nicht, nur gut zu sein in dem, was wir tun. Es reicht auch nicht, dass wir »nur Spaß« haben. Wir müssen noch eine Stufe weitergehen, um herauszufinden, ob es wirklich unser Element ist: Wir müssen LIEBEN, was wir tun! So wie Tobias, von dem ich dir gern erzählen möchte…

 

In einer heißen Sommernacht im Jahr 2012 wurden ein paar Freunde und ich von der Polizei von einer WG-Party in Stuttgart vertrieben, weil wir um 02:00 Uhr morgens noch Gitarre spielend und singend die Nachbarn unterhielten. Mein bester Freund Stefan plus Laura, Hannes und Tobias, die ich zu diesem Zeitpunkt alle drei noch nicht kannte, gingen also zu mir. Ich hatte zwei Gitarren und noch auf. Als uns um 04:00 Uhr morgens dieselben Beamten in einem anderen Stadtteil von Stuttgart mit der Bemerkung »Mensch, ihr habt aber Ausdauer!« zur Ruhe baten, verlegten wir das kleine Fest vom Balkon nach drinnen und die Gitarrenklänge und den Gesang in Richtung Balladen.

Als einer der beiden jungen Männer, die ich wie gesagt davor noch nie in meinem Leben gesehen hatte, folgendes Lied anstimmte:

 

mitdemelefantdurchdiewand.de/primat

 

Stille.

 

Dann kam ein: »Wow, von wem ist das?«

»Von mir.«

»Du verarschst uns! Hast du eine Platte? Eine Homepage? Wo gibst du Konzerte?«

Tobias, so hieß der junge Mann, lachte und sagte: »Nein, nein, ich mach das nur so ein bisschen für mich. Geld verdienen kann man damit ja nicht.«

 

»Alter, du hast uns gerade zu Tränen gerührt! Du MUSST was damit machen!«

 

Heute hat er eine Homepage: http://tobiasdellit.de – und gibt Konzerte. Inzwischen verdient er Geld damit. Vor allem hat er die Freiheit geschnuppert – und für ein ordentliches Studium habe ich ihn wohl ein für alle Mal verdorben. Seine Eltern hassen mich, glaube ich, aber sie sehen auch, dass er aufblüht. Und sie sind begeistert und stolz, was ihr Sohn alles auf die Beine stellt. Tobias hat einfach jemanden gebraucht, der ihm gesagt hat: »Du kannst auch das machen, was du liebst!« Und Liebe steckt in jedem Song, den Tobias produziert.