Zwei Brüder

Ein Mann Anfang 40 wird in New York bei einer großen Verfolgungsjagd mit der Polizei gestellt. Er hatte, um seinen Drogenkonsum zu finanzieren, einen Schnapsladen ausgeraubt, es kam zu einem Handgemenge und der Mann floh durch die ganze Stadt in einem gestohlenen Fahrzeug. Hinter ihm her: Polizei und Medien. Nach seiner Verhaftung wurde er interviewt und gefragt, wie es so weit kommen konnte.

Der Mann antwortete: »Na ja, wissen Sie, es fing alles eigentlich schon relativ früh an. In meiner Kindheit gab es häusliche Gewalt, mein Vater war Alkoholiker, meine Mutter tablettenabhängig. Als ich acht Jahre alt war, ist mein Vater abgehauen. Was hätte anderes aus mir werden sollen?«

Der gleiche Mann hatte einen Bruder. Der wiederum hatte ein kleines Haus in der Vorstadt, war Lehrer an einer Grundschule, hatte Frau und Kinder, einen Hund und einen Kombi. Ein völlig bürgerliches, geregeltes Leben. Als ein Reporter ihn fand, interviewte er auch ihn und wollte wissen, wie es sein konnte, dass er so ein geordnetes Leben führte. Und der Bruder antwortete: »Na ja, wissen Sie, in meiner Kindheit gab es häusliche Gewalt, mein Vater hat getrunken, meine Mutter war tablettenabhängig, als ich sieben Jahre alt war, hat mein Vater das Haus verlassen und ist nie wiedergekommen. Was hätte anderes aus mir werden sollen?«

Zwei Menschen. Die gleiche Vergangenheit – und eine komplett andere Bewertung. Welche Konsequenzen das für das eigene Leben bedeutete? Der eine hat sich selbst gesagt: Dann kann ich ja gar nichts anderes werden! Der andere wusste: Ich werde alles daransetzen, um nie so zu werden!

Der eine Bruder erhält durch seine Überzeugung DIESE Ergebnisse, der andere JENE. Völlig wertfrei.